Einst wusch sich der Gott Izanagi, der mit seiner Frau Izanami die japanischen Inseln erschuff, in einem Fluss in Kyushu von den Befleckungen des Totenreiches rein. In diesem Moment ensprang aus seinem linken Auge ein strahlendes Licht und eine junge Göttin erschien. Dies ist die Geburt der Amaterasu, die personifizierte Sonne und wichtigste Gottheit des Shintoismus. Es ranken sich fiele Sagen um ihre Gestalt, doch die bekannteste spielte sich in Takachiho ab, dem Ort unseres momentanen Aufenthalts. Zusammen mit Leene, Triin und Kaarel wanderten ich die Zeugnisse jener Geschichte ab, die ich euch jetzt gleich erzählen werde.
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Zusammen mit Leene, Kaarel und Triin auf den Spuren längst vergangenen Zeiten :-) |
Während der "Zeit der Götter" treibte der junge Gott Susano sein Unwesen auf den Inseln. Er zerstörte Felder und zog den Tieren die Haut von ihren Körpern. Seine Schwester, die Sonnengöttin Amaterasu, sah seine grausamen Taten und versteckte sich aus Scham und Wut in der Amanoiwato Höhle, deren Eingang sie mit zwei riesigen Felsbrocken verschloss. Ohne das Licht der Göttin wurde die Welt von der Dunkelheit verschlungen und das Böse kroch von überall hervor. Die zahlreichen Gottheiten des Himmels konnten dies nicht länger mitansehen und entschlossen sich Rat zu halten, um Amaterasu aus ihrem Versteck herauszulocken. Nach einem jämmerlichen ersten Versuch entschied man sich vor der Höhle ein Fest abzuhalten. Der Gesang der Göttin Amenouzume drang selbst durch die dicken Felswände und erweckte in Amaterasu, die Feierlichkeiten über alles liebte, eine rege Neugier. Nur einen Spalt schiebte sie den Felsen beiseite um hinausspähen zu können. Auf diesen Moment wartent, riss der Stärkste unter den Gottheiten des Himmels, Tajikarao, den ersten Felsen an sich und schleuderte ihn über alle Berge. So kam die Sonne nach Monaten wieder zum Vorschein und die Welt erlangte ihren Frieden zurück.
Unsere Tour begann am Amano Iwato Schrein der in der Nähe der sagenumwobenen Höhle lag und der Sonnengöttin gewidmet war. Trotz seiner Bedeutung im Shintoismus ist er im Vergleich zu anderen Schreinen relativ klein. Mit einer Führung kommt man jedoch auch ins Innere der Anlage und wird in Geschichten und Mythien des Ortes eingeweiht. Leider ist das ganze nur auf japanisch erhältlich, also nicht für Ausländer geeignet.
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Der Amanoiwate Schrein |
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Was wächst denn da aus dem Kopf dieser Laterne?! |
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Wenn ich mit einer neuen Manie in die Schweiz zurückkehre, dann ist es bestimmt die Eulenmanie... |
20 Minuten vom Schrein entfert befindet sich das Versteck der Amaterasu. Um die Höhle herum wurden überall kleine Steine von Japanern hingelegt. Leider ist mir die Bedeutung dafür bis heute noch nicht bewusst, es sah jedoch beeindruckend aus. Die kurze Wanderung gab uns desweiteren einen Eindruck in die farbenprächtige Landschaft von Takachiho. Am Abend machten wir uns auf zum Takachiho Schrein, wo man jeden Tag die Yokagura Tänze bewundern konnte. Hier wurde die Geschichte der Amaterasu auf schauspielerische Art wiedergegeben.
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Damit man die Höhle auch ja nicht verfehlt. Nur für Kanji lesende Personen geeigent... |
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Der geschwungene kleine Weg führte uns zum Ziel des Tages... |
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...der Amano Iwato Höhle. Im Innern der Höhle befindet sich ein kleiner Schrein. In diesem Bild leider nicht sichtbar, da dass Licht zu schwach ist. |
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Vor der Höhle ranken sich Steintürme in die Höhe, was für einen Sinn ergeben diese Wohl? |
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Die Flusslandschaft begeisterte mich, insbesondere das eisblaue klare Wasser. |
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Den gleichen Weg zurück, dann wird eine Pause eingelegt und auf den Abend gewartet. |
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Takachiho Schrein. Kurz vor der Aufführung werden wir vom Shintopriester begrüsst. Wir hatten übrigens sehr Glück mit unserem Hostel. Weil in Takachiho die Sehenswürdigkeiten weit verstreut lagen, wurden wir des Öfteren von der Besitzerin herumchauffiert. ありがとうございました。 |
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Die schauspielerische Darbietung der Amaterasu Saga in wunderschönen Kostümen. |
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Dieser Tanz und Gesang lockte die Sonnengöttin aus ihrem Versteck |
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Der Stärkste aller Gottheiten, wie er den Felsen in die weite Ferne wirft. |
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Izanagi und Izanami, wie sie Sake brauen und trinken |
Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes besuchen wir die Nummer 1 Sehenswürdigkeit des Städtchens, die Takachiho Schlucht. Vom gleichnamigen Schrein aus gibt es einen geheimen Weg über hunderte von Treppenschritten hinab in die Schlucht. Hier erlebt man die Natur pur. Leider ist es nichts für schwache Knie, denn nach den ersten dreihunder/vierhunder Schritten fangen diese an zu Schmerzen. Keine Sorge, es gibt auch einen anderen Weg der Strasse entlang, der einfacher und kürzer zu gehen ist. In der Schlucht angekommen, geht es dem Fluss entlang aufwärts. Bald sieht man auch die ersten Boote auf dem Wasser und lachende Japaner, denen die Paddel aus der Hand fliegen. Eine Fahrt mit dem Boot kostet für eine halbe Stunde 2000 Yen. Diesen Preis teilte ich mir mit Leene. Zusammen paddelten wir uns angestrengt über das Wasser zwischen den engen Felsspalten durch (Naja, hauptsächlich paddlete ich... und Leene schoss die Fotos). Die grössten Hinternisse waren aber nicht die steilen Wände, sondern die unberechenbaren Japaner... Es gab einige Male einen kleinen Crash ;-)
Nach der Schlucht streunderten wir noch ein bisschen im Städchen herum, betrachteten kleine Schreine und gingen im örtlichen Supermarkt einkaufen. Damit beendeten wir unseren Tag.
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Wegzeichen für den geheimen Weg zur Schlucht |
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Zum Schluss hin wurden die Treppen immer wie steiler und gefährlicher. |
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Blick von unten auf die Brücken |
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Bald würden wir auch mit dem Boot durch die Schlucht paddeln. |
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Der Wasserfall, die Brücke und ein Lichtspiel... Was will man mehr? |
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Ich hatte es auch nicht leicht mit den Paddeln in der Hand. Es ist schwerer, als es aussieht. |
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Auch von unten war die Schlucht ein echter Hinkucker. |
Vielen Dank fürs Durchlesen. Dieses Mal gab es einen ziemlich langen Eintrag, aber ich hoffe er hat euch gefallen. Ich weiss, ich bin ein bisschen in Verzug mit meinen Updates, dies werde ich in nächster Zeit ändern.
Liebe Grüsse an alle treue Leser (und auch an die gelegentlichen Leser)
Danke für die Kommentare
Hallo (^^)/… Erstmals Gratulation zum spannenden Blog und den Bilder über die Reise durch Japan. Sehr interessant zu lesen. Ich lebe in Japan, bin vor knapp einem Jahr nach Miyazaki City ausgewandert. Ein netter Flecken Erde, schon wegen der Wärme und dem Pazifik.
AntwortenLöschenTakachiho liegt ja bei mir quasi um die Ecke, war natürlich auch schon da. Zu einer Ruderpartie im Takachiho-kyo hat es allerdings nicht gereicht. Gleiches gilt für Kumamoto, hab da auch Verwandte, man trifft mich also immer wieder mal hier oder da. Selber habe ich seit ein paar Wochen auch einen Blog plus Twitter und Konsorten über Miyazaki und das Leben in Japan laufen. Wenn es interessiert, mein Name ist verlinkt.
Für die restliche Reise im Land der aufgehenden Sonne wünsche ich eine Menge Spass und gutes Gelingen. Besten Gruss.